Wissenswertes rund um’s Bäckerhandwerk

„Unser täglich Brot gib uns heute…“ – diese Worte dokumentieren den Inbegriff für Nahrung. Auch wenn in der Bibel zu lesen ist, „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“, so hat dieses Nahrungsmittel und sein Handwerk die Geschichte und Kultur der Menschheit nachhaltig geprägt.

Das Handwerkszeichen des Bäckerhandwerks

Das Berufsstandzeichen der Bäcker trägt ausgesprochen historische Züge. Uraltes Sinnbild des Bäckers ist die Brezel. Wir finden sie bereits im 14. Jahrhundert.

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Die Entstehung des Bäckerwappens

In den alten Handwerksliedern der Bäckergesellen ist immer wieder von den Ruhmestaten der Wiener Bäcker in der Türkennot die Rede. Auch das Handwerkswappen soll diesen Ereignissen seinen Ursprung verdanken

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Was der Bäckermeister über die Geschichte des Brotes erzählen kann

Brot, das wichtigste Nahrungsmittel aller Kulturvölker, aus Mehl oder mehlartigen Substanzen durch Backen bereitet, wird schon im frühesten Altertum erwähnt.

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Vom Kultgebäck zum Brotzeitschmankerl

Die Geschichte der Brezel hat über viele Jahr-hunderte Rätsel aufgegeben. Nicht so sehr wegen ihrer Gestalt, die läßt sich vom antiken Ringbrot bis in unsere heutige Zeit gut nachvollziehen.

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Was deutschen Dichtern schmeckte

Die berühmten Dichter und Denker haben neben ihren literarischen Eigenheiten auch so manch merkwürdige kulinarische Vorliebe. Auch sie haben mit Freude genossen.

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Das Handwerkszeichen des Bäckerhandwerks

Das Berufsstandzeichen der Bäcker trägt ausgesprochen historische Züge. Uraltes Sinnbild des Bäckers ist die Brezel. Wir finden sie bereits im 14. Jahrhundert. Das älteste Bäckerwappen in dieser Form stammt aus dem Jahre 1111. Löwen, Schwerter und Krone aber sind Zeichen ruhmvoller Waffentaten, die den Bäckern hohe Ehrungen einbrachten.

Schwerter und Löwen waren Symbole der privilegierten Fechterzünfte. Die ritterliche Fechtkunst wurde im Mittelalter von Handwerkern sehr gepflegt, und offenbar waren die Bäcker darin besonders tüchtig, so daß sich hieraus eine Verbindung der Wappen durch Verleihung ergab.

Die Farben des Bäckerzeichens sind blau für den Grund, gold für die Löwen und die Krone, braun für die Brezel und Reihensemmel, rot für die Zungen und Krallen der Löwen, grün, rot und blau für die Edelsteine der Krone.

Die Entstehung des Bäckerwappens

In den alten Handwerksliedern der Bäckergesellen ist immer wieder von den Ruhmestaten der Wiener Bäcker in der Türkennot die Rede. Auch das Handwerkswappen soll diesen Ereignissen seinen Ursprung verdanken. »Die Löwen und das blanke Schwert – hat Kaiser Karl uns verehrt«. Hier begegnen sich Sage und Wahrheit.

Viele Sagen, die sich auf die erste Türkenbelagerung beziehen sind historisch nicht nachweisbar. So auch die Erzählung von Heidenschuss, wo ein Bäckergehilfe nachts bei der Arbeit ein Geräusch hörte und dessen Meldung zur Entdeckung einer Türkenmine führte. Andererseits besteht die berechtigte Annahme, daß in Ermangelung historischer Aufzeichnungen trotzdem allen diesen Sagen ein historischer Kern zugrunde liegt. Immerhin ist bekannt und belegt, daß Bäckerknechte sich bei der Zerstörung von Minen ausgezeichnet haben.

Über die zweite Türkenbelagerung gibt es historische Dokumente im Staatsarchiv, wonach die Wiener Bäckerzunft zur Zeit des letzten großen Türkenansturms gegen das Abendland im Jahre 1683 hervorragend an der Verteidigung Wiens beteiligt war. Die Wiener Bäcker stellten damals eine Kampfkompanie in Stärke von 250 Mann. Die Fahne, unter der die Kompanie auf den Wiener Stadtmauern den türkischen Belagerern beim verzweifelten Kampf lieferten, ist heute noch im Archiv der Wiener Bäckerinnung ‑dem ältesten Bäckerarchiv der Weit ‑ im Original als »Türkenfahne« aufbewahrt.

In der Zeit der Türkenkriege, den vielen Sagen und Legenden und den historischen belegten Ereignissen dieser Zeit hat das bekannteste Bäckerlied, das die Entstehung des Bäckerwappens glorifiziert, seinen Ursprung. In den Bäckerknechten fanden die Herrscher der damaligen Zeit die starken Männer ihrer Wahl. Sie wurden wegen ihrer Stärke und Kraft Löwenschützen genannt. In der Fabel war der Löwe schon immer der Stärkere. Schließlich ist das Symbol des Bäckers – die Brezel – die alles verbindende Macht.

So stellt sich das Bäckerwappen als Zeichen von Kraft und Macht, dekoriert mit des Kaiser´s Krone dar.

Was der Bäckermeister über die Geschichte des Brotes erzählen kann

Brot, das wichtigste Nahrungsmittel aller Kulturvölker, aus Mehl oder mehlartigen Substanzen durch Backen bereitet, wird schon im frühesten Altertum erwähnt. Wie aus der Bibel hervorgeht, kannte man zur Zeit Abrahams das gesäuerte Brot noch nicht; zur Zeit Moses war es aber schon bekannt, denn er untersagte den Israeliten, es beim Genusse des Osterlammes zu essen. Die Griechen hatten der Sage nach das Brotbacken vom Gott Pan gelernt. Wahrscheinlich lernten sie es durch phönizische und ägyptische Kolonialisten, in deren Heimat die Kunst, die Körner in Handmühlen zu mahlen und aus Mehl Brot zu backen, sehr viel früher bekannt war. In Rom gab es nach Plinius‘ Bericht schon frühzeitig öffentliche Bäcker; das römische Brot bestand aus einer Art viereckigem, nur 4 cm dicken Kuchen mit sechs bis acht Einschnitten. Das beste wurde aus Weizen bereitet. Von Rom aus teilte sich der Gebrauch des Brotbackens zunächst dem westlichen Europa mit, von wo aus es sich nach Norden verbreitete. Die Verwendung des Roggens zu Brot trat erst nach der Völkerwanderung auf. Nach dieser Zeit wurde das Roggenbrot zum allgemein gebrauchten Nahrungsmittel, bis im 18. Jahrhundert das Weizenbrot bei den meisten Völkern an seine Stelle trat, gegenwärtig behauptet Roggenbrot fast nur noch in Deutschland und in skandinavischen Länder den Vorrang. Die steigende Kultur und die erhöhten Ansprüche der Menschen veranlaßten die Bäcker nach und nach mehr zur Feinbäckerei überzugehen.

Von allen Einrichtungen, deren sich das Gewerbe bedient, hat sich keine so unverändert während der einigen Tausenden von Jahren erhalten wie der Backofen. Die gleichen Formen, die wir in den Zeichnungen Ägyptens dargestellt finden, dieselben Konstruktionen, die die Ausgrabungen von Pompeji an das Tageslicht gefördert haben, sind heute noch in großer Zahl in vielen Ländern fast die gleichen. Und wenn mancher noch wie in früheren Zeiten das Kneten des Teiges und die Herstellung sonstiger Gebäckarten per Hand besorgen sollte, so wissen wir doch, daß durch die Verwendung von Maschinen aller Art uns die Arbeit erleichtert wird, denn wie überall bleibt auch im Bäckerhandwerk die Mechanisierung und der technische Fortschritt nicht stehen.


Brot backen läßt sich auf vielerlei Art

Sowohl im nahen Osten als auch in Ägypten wußte man Brot bereits früh zu schätzen, wofür sich schriftliche Belege schon zwischen 3000 – 2800 v. Chr. Finden lassen. Vor allem in Ägypten durfte das Brot als Grundnahrungsmittel aller Bevölkerungsschichten, als Zahlungsmittel und Tauschobjekt sowie als Basisentlohnung für Bedienstete nie fehlen. Insgesamt waren etwa 42 Sorten Brot- und Feingebäcke bekannt, und der tägliche Pro–Kopf-Bedarf lag bei beachtlichen 500 g Brot.

Man ließ sich Fladenbrot aus Weizen- und Gerstenmehl schmecken, stellte aber auch sogenannte Blumentopfhochbrote her, indem man Tontöpfe im offenen Feuer erhitzte, alsdann zur Seite stellte und mit Teig füllte. Später wurde der Brotteig in sogenannten Zylinderbacköfen gebacken. Diese waren etwa ein Meter hoch, von meist kegelförmigem Aussehen und bestanden aus luftgetrockneten Nilschlammziegeln.
Die Brote lagen auf Zwischenböden oder wurden an die heißen Innenwandung geklebt und rasch gebacken. Demzufolge mußte sich der Bäcker beim Einlegen oder Herausholen des Backgutes tief in den Ofen beugen und bis über die Ellenbogen hineingreifen.

„Wenn der Bäcker steht und backt und Brote ins Feuer legt, so ist sein Kopf innen im Ofen, und sein Sohn hält seine Füße fest. Geschieht es, daß er seinem Sohn aus der Hand gleitet, so fällt er in die Glut hinein“, wird uns in einer zeitgenössischen Chronik denn auch getreulich überliefert.

Die Römer entwickelten das von den Ägyptern und Griechen übernommene „Know-how“ um das Backen und den Backofen weiter. Bereits um 170 v. Chr. Entstand das gut durchorganisierte römische Bäckereigewerbe, einmal davon abgesehen, daß man in beinahe jedem Haushalt Brot aus Weizen- oder Gerstenmehl bereitet hat. Gebacken wurde in dem von Römern „erfundenen“ Backofen mit kuppel- oder tonnenförmigem Backraum, der auf einem Sockel brusthoch aufgemauert war und direkt beheizt wurde. Dieser Backofentyp blieb übrigens auch nördlich der Alpen während des gesamten Mittelalters bis ins Industriezeitalter die Regel. Das Backprinzip dürfte vielen noch von den Gemeindebackhäusern, die bis heute gelegentlich in Gebrauch sind, bekannt sein: Zunächst wurde der Ofen aufgeheizt, indem man Holz auf der Backfläche verbrannte und danach Glut und Asche mit einem Ofenkratzer entfernte. Anschließend wurde die Backfläche mit einem an einer Stange befestigten Lappen, den man vor Benutzung anfeuchtete, gereinigt und gleichzeitig Dampf in den Backraum gebracht.


„Vivat hoch dem Dampfbackofen“

Neue Impulse der Backofentechnik in Nord- und Mitteleuropa gab es Ende des 19. Jahrhunderts mit der Einführung des Dampfbackofen. Beim Dampfbackofen erfolgte eine Wasserdampfbeheizung durch starkwandige Stahlrohre als Heizkörper, so daß das Eindringen von Rauch in den Backraum ganz vermieden werden konnte. Durch diese Trennung von Heiz- und Backraum war die Vorbereitung für einen hygienischen und fortlaufenden Backbetrieb geschaffen. Der Eingang des Dampfbackofens in die Backstube wurde denn auch mit Begeisterung begrüßt. „Vivat hoch dem Dampfbackofen, Hoch der Bäcker neuester Zeit“, so lautete ein Vers eines alten Bäckergedichts.

Besonders in den letzten 50 Jahren hat sich die Technik des Backens stark verändert. In modernen „Backautomaten“ wird nicht mehr „eingeschlossen“, sondern „eingeschoben“ (Stikkenofen), oder die Backflächen werden halb- und vollautomatisch nach vorheriger Programmierung gefüllt und ebenso entleert. Für das Bäckerhandwerk unserer Zeit können ach wie vor die alten Gedichtszeilen „hoch der Bäcker neuester Zeit“ geltend gemacht werden.

 Butterbrot ist Kind des Mittelalters

Eine Studie über Tischsitten im Hanseraum lüftete das Geheimnis der „Ur-Stulle“

Das Butterbrot ist im späten Mittelalter erfunden worden. Das hat der Volkskundler Günter Wiegelmann von der Universität Münster erforscht. Wie der emeritierte Direktor des Seminars für Europäische Ethnologie in einer Studie über die Tischkultur im Hanseraum berichtete, hätte „die Sitte, Brotscheiben mit Butter zu bestreichen“, vor dem 14. Jahrhundert nicht entstehen können, weil sich erst danach das Salzen als Konservierungsmethode durchsetzte.

Früheste Spuren des Butterbrots entdeckte Wiegelmann in Verordnungen des Bremer Krameramts von 1339. Zehn Jahre später nannte sich ein Rostocker „Bertoldus Botterbroth“. Martin Luther hätte die „Putterpomme“ dann 1525 als „gute Kindernahrung“ beschrieben. Im 18. Jahrhundert machte der Earl of Sandwich belegte Weißbrotschnitten hoffähig. Erst um diese Zeit kam auch der süße Brotaufstrich auf.


Brötchen aus der Vorzeit

Das älteste Brötchen Europas ist fast 3000 Jahre alt. Es wurde vom Schweizer Brotforscher Dr. Max Währen jetzt identifiziert, nachdem es bereits 42 Jahre unbeachtet im Magazin eines Museums gelegen hatte. Der nur 3,5 c lange verkohlte Gegenstand stammte aus der Zeit um 900 v. Chr. Und war offenbar den Göttern als Opfer dargeboten worden. Mit dem Brötchenrest wurde eine Metallplatte gefunden, die ebenfalls einen Opfergegenstand darstellt. Das „Weggli“ wurde 1952 in Övelgönne bei Hamburg ausgegraben. Erst in Bern wurde es identifiziert.


Alte Mahlbräuche

Vom Lehrer Hermann Beholz, Drakenstedt

Bis zum Jahr 1808 herrschte in den meisten Teilen Preußens der Mühlenzwang. Ein Patent des Königs Friedrich Wilhelm I. vom 04. Februar 1715 hatte verordnet, „daß die Ämter-Untertanen des Herzogtums Magdeburg in den Amts-Mühlen, zu denen sie gewiesen sind oder die ihnen zunächst liegen, mahlen lassen müssen, keineswegs aber in ausländischen Mühlen (Barby, Nienburg, Wormsdorf). Zuwiderhandlungen werden bestraft zum erstenmal mit Konfiskation des Getreides, das in fremden Mühlen gemahlen ist, auf ferneren Ungehorsam mit arbitrarischer Strafe nach Ermessen der Magdeburger Kammer“.

Für die Rosenburger Amtsuntertanen kamen in Frage 2 Windmühlen und eine Schiffsmühle in Groß Rosenburg, 2 Schiffsmühlen in Klein Rosenburg, und falls diese nicht ausreichten, die Amtsmühle zu Calbe.
Diese Mühlen müssen damals mit Mehlgästen sehr überlastet gewesen sein. Denn am 29. März 1724 fragte der rosenburgische Justitiar Haevecker in Magdeburg an, ob die Amtsuntertanen nicht wenigstens das auswärts gekaufte Getreide in auswärtigen Mühlen lassen könnten, weil nach dem Vorgeben der Leute die Calbesche Mühle so überhäuft sei, daß die Rosenburger Untertanen daselbst abgewiesen oder lange aufgehalten wurden.

Jedoch wurde ihm unter dem 16. Mai 1724 geantwortet, daß nachdem die Berichte des Calbeschen Mühleninspektors Liebau die Klagen der Rosenburger nicht zuträfen, die Calbesche Mühle vielmehr wohl im Stande sei, alle Mahlgäste zu fördern. Es blieb deshalb beim Verbot auswärtiger Mühlen.
Trotzdem kam es immer wieder vor, daß das Verbot übertreten wurde. So wurde am 31. Mai 1725 dem Amte angezeigt, daß die Einwohner am Saalhorn ihr Getreide und Öl auf der Barbyschen Mühle mahlen ließ.

Ein ähnlicher Mühlenstreit entstand 1731 in Breitenhagen. Der dortige Windmüller, Andreas Neumann, beschwerte sich beim Amte, daß die Einwohner von Breitenhagen fast gar nicht bei ihm, sondern über der Elbe in der Poley-Mühle mahlen ließen. Er nannte solche, die in den letzten 3-4 Wochen hätten mahlen lassen: Christian Ilau, Christoph Radespiel, Martin Fritze, Joh. Martin Osterland.
Die Betreffenden wurden vorgeladen und brachten allerhand Entschuldigungen vor. So gestand Christian Ilau zu, daß er 6 Scheffel in derPoley–Mühle gemahlen habe. Christoph Radespiel führte an, es wäre kein Wind gewesen, außerdem wurde ihnen in ihrer Windmühle das Ihrige halb gestohlen, weil ein Mauseloch in der Schrotkehle und der Mühlbursche ein diebischer Soldat wäre.

Ähnliche Klagen brachten auch die anderen vor, und da die angestellte Untersuchung eine teilweise Berechtigung ihrer Klagen ergab, gingen sie straffrei aus, wurden aber vermahnt, in Zukunft die Amtsmühlen zu benutzen.Die Magdeburger Kammer schlug vor, durch öftere Mühlen-Visitationen darauf zu achten, daß die Müller nicht mehr als ihre vierte gestrichen Metze von allen Getreiden bekommen.
Ferner sei darauf zu sehen, daß die Läufe um die Mühlensteine nicht weiter als zwei Zoll von den Steinen abstehen, die Läufe ihre Rechte Höhe haben und die Beutel und Kasten mit Leinewand wohlverwahret seien.

Als Beispiel sei ein solcher Revisionsbericht aus Groß Rosenburg mitgeteilt:
„Groß Rosenburg, 20. Oktober 1732. Auf Kgl. Preußischen Amtsbefehl haben wir zu Ende gesetzte Richter und Schöppen auf den Groß Rosenburger Mühlen einige Scheffel Roggen zur Probe gemahlen. Als erste auf des Richters Schiffsmühle einen Scheffel Roggen, gestrichen Maß, so vom Müller allemal selbst gestrichen worden.

Daraus nach Abzug der Müller-Metze gemahlen:
1 Scheffel Mehl und 3 ½ Metzen Kleie, beides gehäuft. Auf der neuen Windmühle ist eben von dem gleichen Korne ein Scheffel gestrichen gemahlen; daraus gekommen:

1 Scheffel Mehl und 3 Metzen Kleie; beides gehäuft. Auf der alten Windmühle ist gleichergestalt, wie in ersten beiden geschehen, ein Scheffel Roggen gemahlen, daraus bekommen:

1 Scheffel und ¼ einer Metze Mehl und Kleie, alles gehäuft gemessen, und ist alles von den Müllern selbsten gemessen worden.

Warum auf der alten Windmühle mehr Mehl als auf der neuen Windmühle aus einem Scheffel Korn gemacht wird, ist Ursache, daß die Mühlsteine auf der alten Windmühle besser sind als auf der neuen.

Vom Kultgebäck zum Brotzeitschmankerl

Die Geschichte der Brezel hat über viele Jahrhunderte Rätsel aufgegeben. Nicht so sehr wegen ihrer Gestalt, die läßt sich vom antiken Ringbrot bis in unsere heutige Zeit gut nachvollziehen. Weitaus schwieriger ist schon die Deutung des Namens „Brezel“.
Aber eins nach dem anderen. Fangen wir mit dem an, was wir exakt wissen und auch belegen können – mit der Entwicklung der Brezel-Form.
Bretzel, Pretzel, Brätzel, Bretzeli, Beugel, Bäugel, Kringel, Ring – das sind nur einige Brezelnamen aus der verwirrenden Vielfalt. Und natürlich schaut nicht jede Brezel gleich aus – da gibt es runde und eckige, ovale und herzförmige, geflochtene und gedrehte. Aber eines haben sie alle gemeinsam. Ihren Ursprung im römischen Ringbrot, das als Feinbrot bereits in der Antike kultische Bedeutung hatte.

Von der römischen Kaiserzeit bis ins frühe Mittelalter diente das Ringbrot, das ab dem 9. Jahrhundert allmählich die Form unserer heutigen Brezel annahm, den Christen als Abendmahlsbrot. In den Klöstern war die Brezel ab dem 10. Jahrhundert vor allem als Fasten – aber auch als Festtagsspeise bekannt. Unabhängig von dieser Klostertradition ist die Existenz der Brezel im Süden Europas bereits für das 5. Jahrhundert n. Chr. Aus einer Handschrift-Illustration belegt, die den trojanischen Helden Äneas und die karthagische Königin Dido beim gemeinsamen Mahl zeigt. Daraus ergibt sich eine feste Überlieferungskette vom 5. Jahrhundert aus dem Mittelmeer-Raum über die mittelalterlichen Klöster bis in unsere Zeit. Die Brezel gehört somit zu den ältesten Gebildbroten antik-christlichen Ursprungs.


Das Geheimnis der Brezel

Volkskundler, Sprachwissenschaftler und Historiker haben sich immer wieder bemüht, das Geheimnis Namens „Brezel“ zu lüften. Und weil so viele schöne Deutungen dabei herausgekommen sind, wollen wir einige hier wiedergeben:
Die Gestaltung der Brezel soll ein geschlungenes Seil wiedergeben um dadurch die Fesselung Christi mit Stricken anzudeuten. Als Beleg für diese Theorie wird angeführt, das die Brezel – aus dem Rundbrot entstanden – in manchen Gebieten auch Kringel heißt, was wiederum von dem englischen Wort cringle abgeleitet, einen seemännisch geschlungenen Ring mit einem Tau um zwei Pfähle darstellt.
Aber auch noch andere Bedeutungen hat man der Brezel wegen ihrer Kreis- und Rundform unterlegt. So kann man in Meyer’s neuem Konversations-Lexikon von 1862 folgendes nachlesen:

„… einige wollen darin die Zauberbänder der altgermanischen Frauen wieder erkennen. Wieder Andere halten die Brezel für ein Zeichen des Kreuzes in einem Kreise, als ein Symbol der Herrschaft der christlichen Religion über den Erdkreis, eine Annahe wofür auch die Zeit ihrer Bereitung, in den meisten Gegenden um die Fasten, zu sprechen scheint… endlich soll die Bretze ein Rad bedeuten.“



Wieder andere leiten das Wort Brezel ab von bracchium, dem lateinischen Wort für Arm. Schließlich ähnelt die Gebäckform ja auch zwei verschlungenen Armen.
Max Höfler, der bekannte Gebildbrot-Forscher geht noch einen Schritt weiter und kommt zu dem Ergebnis, dass die Brezel eine symbolische Gabe aus den Totenkult-Bräuchen ist, denn Ringe, Armspangen oder Halsringe waren früher übliche Grabbeigaben, die im Laufe der Zeit durch symbolische Gebildbrote ersetzt wurden. Höfler leitet den Namen Brezel sowohl von Kringel/ Ring als auch von bracelet/ Armreif ab.
Auch die Ableitung des Brezel-Namens von breztella, bretstelle, d. h. auf Brettern ausgestelltes Backwerk, wurde versucht.

Oder wie wär’s mit: Brezel kommt von preciuncula, pretiola – dem lateinischen Wort für Belohnung/Geschenk, weil die Priester bzw. Lehrer die fleißigen Kinder mit Brezeln zu „motivieren“ pflegten?
Welche Version jetzt stimmt? Nach heutigen Erkenntnissen sicher die mit den Ärmchen, denn der Name Brezel entwickelte sich aus dem lateinischen Wort für Arm: „bracchium“. Daraus leitet sich die althochdeutsche Bezeichnung „precita“ mit vielen Nebenformen wie „brezitella“ oder „brezin“ ab, woraus schließlich unser Wort Brezel entstand.

Was deutschen Dichtern schmeckte

Die berühmten Dichter und Denker haben neben ihren literarischen Eigenheiten auch so manch merkwürdige kulinarische Vorliebe. Auch sie haben mit Freude genossen.

Friedrich Schiller z. B. liebte – nach Mitteilungen seiner Schwester Christophine – ein Brei von türkischem Weizen. Er vergaß sogar beim Schlemmen dieses Gerichtes die Schule. Einmal erwischte ihn sein Vater dabei. Doch anstatt sich zu verteidigen, holte der kleine Schiller einen Stock, damit man ihn für seine Sünde bestrafen konnte.

Von Jean Paul ist bekannt, daß er ein ausgesprochener Wurstfreund war. Im Gegensatz zu ihm war Christoph Martin Wieland ein richtiges Süßmaul. Er liebte alles an Kuchen und Backwerk. Oft stand er mitten in der Nacht auf, um sich irgendein Zuckergebäck ins Bett zu holen und davon zu naschen. Jeden Sonntag kam eine süße Nachspeise auf den Tisch.

Bei den Romantikern ist vor allem Friedrich Schlegel als Feinschmecker zu nennen. Er wußte nicht nur zu genießen, sondern auch in anziehendster Weise über eine Tafel zu plaudern. Außerdem verstand er selbst allerlei von der Kunst des Kochens. Aber all dies hatte seinen Preis: Schlegel wurde dick und rund.

E.T.A. Hoffmann galt als Gourmet und verkehrte stets in den edelsten Berliner Restaurants. Nur das Feinste konnte ihn reizen. Gottfried August Bürger führte einen lebhaften Lebensmittelaustausch mit seinem Göttinger Verleger Dieterich. Dieser schickte ihm Austern, Hummer, Steinbutte, Schellfische und Heringe, aber auch Pfirsiche, Zitronen und Weintrauben. Johann Wolfgang von Goethe liebte alle möglichen Sorten des Fleisches. Von Huhn bis Fisch aß er alles. Also ein richtiger „Fleischfresser“!